21.06.2018

Digitalisierung braucht Ethik

Auftaktveranstaltung der „Resümeegespräche“ im Rahmen der Projektinitiative „Verantwortung 4.0“

Bielefeld. Das Trendthema Digitalisierung wird in diesen Zeiten vielfach aus Sicht der Technik diskutiert. Doch was ist mit der damit einhergehenden Verantwortung? Diese Frage diskutierten Dr. Wilhelm Böllhoff, Ortwin Goldbeck und Uwe Kreidel, in seiner Doppelfunktion als Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbands Herford e.V. und Geschäftsführer bei der Hettich GmbH & Co. oHG, gemeinsam mit Prof. Dr. Lothar Budde, dem Dekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM), am 19. Juni in den Räumlichkeiten der FH Bielefeld.

Im Rahmen der zwischen dem Fachbereich IuM und dem Arbeitgeberverband Herford e.V. 2017 auf den Weg gebrachten Projektinitiative „Verantwortung 4.0“ fand jetzt das erste so genannte „Resümeegespräch“ statt. Damit startet eine Reihe an Gesprächen mit jeweils erfahrenen und erfolgreichen Unternehmern aus der Region, die die Gäste in Podiumsgesprächen an ihren Erkenntnissen im Zuge der Digitalisierung teilhaben lassen.

Rund 50 Interessierte nutzten die Gelegenheit, die Philosophie und den Umgang mit dem Themenfeld „Verantwortung in der Digitalisierung“ dreier ortsansässiger Unternehmen kennenzulernen und persönlich mit ihren Vertretern ins Gespräch zu kommen. IuM-Dekan Budde moderierte die Gesprächsrunde und griff dabei immer wieder den Leitgedanken der Initiative und damit den Aspekt der Ethik in der Diskussion auf. „Zwar sind wir Ingenieure in der Lage, immer neue Technologien auf den Markt zu bringen, doch müssen wir uns immer wieder kritisch mit der Sinnhaftigkeit dieser Erfindungen auseinandersetzen. Wollen wir uns als Menschen das Recht bewahren zu entscheiden - oder wollen wir es beispielsweise beim autonomen Fahren einem technischen System überlassen? Wo ist die Grenze und wer legt diese, auch unter ethischen Gesichtspunkten, fest?“, fragte Professor Budde seine Gesprächspartner.

„Unsere Unternehmensphilosophie verfolgt seit jeher das Credo Vertrauen vor Kontrolle, daran soll sich auch durch die Digitalisierung nichts ändern“, verriet Ortwin Goldbeck. Dr. Böllhoff stimmte zu: „Unser Unternehmen lebt und kommuniziert vier Kardinaltugenden, die wir auch den Veränderungen, die mit der Digitalisierung einhergehen, zugrunde legen. Das sind Mut, Klugheit, Maß und Gerechtigkeit. Anständigkeit steht in unserer Unternehmensphilosophie noch vor der Kompetenz.“ Uwe Kreidel betrachtete die Digitalisierung der Kommunikation kritisch: „Ich glaube, dass das persönliche Gespräch mit den Mitarbeitern durch nichts zu ersetzen ist.“ Für alles andere, insbesondere für den Umgang mit E-Mails, hat Dr. Andreas Hettich, geschäftsführender Gesellschafter der Hettich Holding, eine Etikette eingeführt: „Dazu gehört unter anderem, dass wir unseren Mitarbeitern am Wochenende keine E-Mails schreiben.“ „Mit jeder neuen Entwicklung sind wir gefordert, uns auch über den richtigen Umgang damit auseinanderzusetzen“, schloss Kreidel. „Wir können also Wegbereiter einer neuen Kultur werden, wenn wir im Gespräch bleiben“, resümierte Dekan Budde.

Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig: Ohne die regelhafte Einhaltung von geltenden Werten unserer Gesellschaft drohe die „Verrohung der Sitten“, wie Dr. Böllhoff es nannte. Sie stimmten einhellig der Aussage von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu: „Wir brauchen so etwas wie eine Ethik der Digitalisierung.“

Im Verlauf der Podiumsdiskussion klinkte sich auch das Plenum in die Diskussion ein. Wie groß das Interesse an der umfangreichen Thematik ist, zeigte auch die Tatsache, dass die lebhaften Gespräche beim anschließenden Imbiss im Konferenzbereich der FH weitergeführt wurden.

 -------

Text: Tanja Hage