18.01.2019

„Diskurs der Öffentlichkeit zugänglich machen“

Tagung von Professor Dr. Claus Melter (FH Bielefeld) thematisierte Bethel-Kinderkrankenhaus in der NS-Zeit

Bielefeld (fhb). Seit einigen Tagen ist die Ausstellung „Soziale Arbeit, Medizin und „Eugenik“ im Nationalsozialismus“ in der Fachhochschule (FH) Bielefeld zu sehen. Unter der Leitung von Professor Dr. Claus Melter setzten sich Studierende des Fachbereichs Sozialwesen mit dem Bethel-Kinderkrankenhaus „Sonnenschein“ in Zeiten des Nationalsozialismus auseinander. Am Mittwoch fand die Tagung „Die offene Frage der vielen verstorbenen Kinder im Kinderkrankenhaus „Sonnenschein“ in Bethel in der Zeit des Nationalsozialismus“ mit Fachreferenten statt.

Ziel der Tagung sei es, „die Fachdebatte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Diskussion voranzutreiben“, so Melter. In ihrem Grußwort wünschte Präsidentin der FH Bielefeld, Professorin Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, eine gute Diskussion und betonte, dass es auch Aufgabe der Wissenschaft sei, „die eigene Motivation und Haltung kritisch zu hinterfragen“.

Als Hauptreferenten waren Dr. Barbara Degen und Dr. Karsten Wilke geladen, die ihre bisherigen Forschungsergebnisse präsentierten. Für Degen, die 2014 das Buch „Bethel in der NS-Zeit“ veröffentlichte, sei „das Gedenken an die Opfer eine Herzenssache“, daher sei eine Aufklärung der Geschehnisse nötig. „Die Kontroverse, die die Publikation von Barbara Degen ausgelöst hat, zeigt den Bedarf an weiterer Forschung auf“, so Wilke. Der Historiker forschte 2016 zur Versorgungsituation im Krankenhaus „Sonnenschein" und betonte, dass nach derzeitigem Forschungsstand „keine dezidierte Aussage getroffen werden kann“. Hierfür bedürfe es beispielsweise Vergleichsstudien, um die Zahlen in einen „breiteren Kontext einordnen zu können“.

Es folgten Vorträge von Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt zum Thema „Forschungen zu Opfern, Täterinnen und Tätern, Diskurse und Strukturen der ‚Euthanasie‘“, sowie von Margret Hamm vom Bund der Geschädigten von Zwangssterilisation. In der abschließenden Podiumsdiskussion sprachen sich die Hauptreferenten und Professor Dr. Melter für weitere Forschungen aus. „Diese sollte interdisziplinär, international und unabhängig geführt werden“, so Degen. Man habe eine „politische, fachliche Verantwortung“, der Frage weiter nachzugehen, ergänzte Melter.

Die von Studierenden des Fachbereichs Sozialwesen erstellte Ausstellung  „Soziale Arbeit, Medizin und „Eugenik“ im Nationalsozialismus“ ist noch bis Montag, 21. Januar 2019 in der Fachhochschule Bielefeld zu sehen.