06.12.2022

„Double Degree“-Absolvent René Höwelkröger: FH Bielefeld, Uni Cagliari und dann ins internationale Transaktionsgeschäft

Porträt von René Höwelkröger
Die internationale Ausrichtung seines Studiums mit jeder Menge Praxisnähe und Auslandsaufenthalten war für René Höwelkröger ideal. © privat
Rene Hövelkröger spricht in ein Mikro vor einer Gruppe Menschen
Beim ersten Alumni-Meeting „Double Degree“ in der FH Bielefeld im Sommer 2022 berichtete René Höwelkröger von seinen Erfahrungen im internationalen Studium. © P. Pollmeier/FH Bielefeld

Das Studium „International Studies in Management“ hat sein Mindset noch einmal deutlich erweitert. René Höwelkröger gehört zu den Alumni, die einen Doppelabschluss an der FH Bielefeld und ihrer Partneruniversität in Cagliari erworben haben. Heute arbeitet der Ostwestfale erfolgreich in internationalen Teams bei Ernst & Young in Köln.

Bielefeld (fhb). „Ich habe immer viel gearbeitet. Aber irgendwann stellte ich fest, dass ich in puncto interkultureller Kompetenz einen Blind Spot in meinem damaligen Skillset hatte“, berichtet René Höwelkröger. Der gebürtige Ostwestfale wollte unbedingt ein Auslandsjahr absolvieren und entschied sich, einen Doppelabschluss anzustreben im Studiengang ,International Studies in Management‘ (ISM) am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule (FH) Bielefeld.

Annähernd vier Jahre später besitzt Höwelkröger nicht nur zwei Bachelor-Abschlüsse – einen der FH Bielefeld und einen der Universitá degli studí di Cagliari in Italien –, sondern auch noch einen Master in Financial Management der Vlerick Business School in Brüssel. Seit September vergangenen Jahres arbeitet er nun als Berater im Bereich „Strategy & Transactions“ für das Gebiet Europa, Mittlerer Osten, Indien und Afrika bei Ernst & Young (EY), eine der vier großen global agierenden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften. Die Auslandserfahrung und das praxisorientierte Studium an der FH Bielefeld helfen Höwelkröger bei der Projektarbeit in international besetzten Teams – sprachlich und durch das Verständnis, dass andere Kulturen anders „ticken“. „Weder besser noch schlechter, einfach anders“, sagt der 28-Jährige.

Auslandsaufenthalt so entfernt wie möglich von der deutschen Kultur

Von den drei Partnerhochschulen des FH-Studiengangs „International Studies in Management“ wählte René Höwelkröger bewusst die sardische Universität in Cagliari aus und nicht Prag oder Paris. „Mein Jahr im Ausland sollte, im gewählten europäischen Kontext, so entfernt wie möglich von der deutschen Kultur sein. Es war mir wichtig, mich aus meiner Komfortzone zu bewegen, jedoch nicht so weit heraus, dass mir mein erlerntes Skillset nicht weiterhilft. So risikoreich wie möglich, so sicher wie nötig – das war der Plan. Ich glaube, dass man so am besten lernt.“

Drei Bilder von verschiedenen Auslandsaufenthalten
Die Erfahrungen des Studiums haben gute Voraussetzungen geschaffen für Höwelkrögers international ausgerichtete Tätigkeit. © privat

Eine süditalienische Insel schien Höwelkröger da sehr passend zu sein. „Zunächst einmal müssen Alltagsprobleme bewältigt werden. Das fängt ja schon mit meinem typisch ostwestfälischen Namen an. Die beiden Ös und auch das K sind in der italienischen Sprache unbekannt“, berichtet der aus Kaunitz stammende Doppelabschluss-Alumni. Einen deutlichen Unterschied im Vergleich zu Deutschland konnte Höwelkröger beim Verständnis von Pünktlichkeit in Italien feststellen: „Eine Zeitangabe ist in Italien eher ein Vorschlag. Bei uns gleicht ein Termin ja eher einer Deadline. Ich habe es sehr genossen, dass es in Cagliari etwas entspannter läuft.“ Eine gute Gelegenheit, die eigene Kultur und das eigene Arbeitsethos wahrzunehmen und auf den Prüfstand zu stellen. Mit einer anderen Herangehensweise funktioniert es nämlich auch, weiß Höwelkröger inzwischen.

„Exzellente Ausbildung“: Höwelkröger über die Uni Cagliari

„Der Doppelabschluss hat mein Mindset entscheidend geprägt.“

René Höwelkröger, FH Bielefeld-Alumni

Sein Resümee lautet: „Der Doppelabschluss hat mein Mindset entscheidend geprägt. Die sardische Uni bietet eine exzellente Ausbildung. Insgesamt war Cagliari eine wunderbare Erfahrung, die ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland noch einmal mehr zu schätzen gelernt habe. Es ist gut und richtig, hart zu arbeiten, aber dabei sollte man es nicht übertreiben.“ Eine Erkenntnis, die er in seinen heutigen Berufsalltag integriert hat. „Klar, wenn viel zu tun ist, bin ich voll da. Ich bin schon recht stressresistent, weil ich beispielsweise neben meinem Studium in Bielefeld weiterhin als Finanzberater selbstständig war. Vor meinem Studium hatte ich in dem Beruf eine Ausbildung abgeschlossen. Das Wichtigste jedoch ist, Prioritäten richtig zu setzen. Das habe ich während meiner akademischen Ausbildung sehr gut gelernt.“

Für René Höwelkröger war spätestens nach seinem Jahr in Italien klar, dass er in einem internationalen Kontext arbeiten will. Heute zahlen sich die gewonnenen interkulturellen Kompetenzen in Projektarbeiten aus. „Meine Kollegen aus dem asiatischen oder pazifischen Raum setzen bei Präsentationen beispielsweise ihren Fokus auf den Inhalt, während im amerikanischen und westeuropäischen Kontext genauso viel Mühe und Detailarbeit in das Design einer Präsentation gelegt wird.“, so René Höwelkröger. „Auch die Fehlerkultur ist international unterschiedlich. Indien ist beispielsweise toleranter bei kleineren Fehlern als wirhier in Deutschland..“

Vielfältige Zusammenarbeit in international besetzten Teams

Gruppe von Studierenden mit T-Shirts der Universität Cagliari
René Höwelkröger gemeinsam mit Studierenden der Universität Cagliari an der FH.

Während einer Transaktion für EY in Nordeuropa hat er den skandinavischen Winter kennengelernt. Eine Zeit, in der es im hohen Norden fast immer dunkel bleibt. „Das drückt schon auf die Stimmung. Die schwedischen Kollegen erzählten sogar von höheren Kündigungsraten während dieser langen Dunkelheit. berichtet der Wahl-Kölner. Ganz anders ist es in Afrika: Durch ein NGO-Projekt der Bill & Melinda Gates Stiftung lernte René Höwelkröger den „tollen Humor der Menschen“ kennen. Inhaltlich ging es um die Analyse und Verbesserung des nachhaltigen Geschäftsbetriebs von Diagnoselaboren für Tierärzte in Afrika südlich der Sahara – in Äthiopien, Namibia, Kenia, Uganda und Ruanda. „Menschen aus wohlhabenden Industrienationen haben ein ganz anderes Verständnis von Nachhaltigkeit. Im südlichen Afrika kommen die existenziellen Fragen zuerst. Und zwar: Wie kann ich die Versorgung meiner Familie mit Nahrungsmitteln sichern. Ökologie oder der CO2-Footprint sind dort für weite Teile der Bevölkerung kein vorrangiges Thema. In manchen Regionen ist es schon ein Fortschritt, wenn der Müll verbrannt und nicht in den Fluss geworfen wird. Das muss man als Europäer verstehen lernen, wenn man etwas bewirken will“, stellt Höwelkröger fest.

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das René Höwelkröger stark beschäftigt. In der Finanzbranche sieht er den Hebel, die Welt nachhaltig zu verändern, weil Finanzinstitute das Kapital steuern und damit die Macht zur Veränderung besitzen. Über dieses Thema hält er für EY mittlerweile deutschlandweit Vorträge auf Deutsch und Englisch. Die Basis für seine sehr guten Englisch-Kenntnisse, die er im Studium weiter verfeinerte, hat er übrigens beim Zocken von Multiplayer Games auf US-Servern gelegt. „Ich bin manchmal bei Bewerbungsgesprächen dabei. In dieser Rolle betrachte ich jeden Bewerber positiv, der Multiplayer Games als Hobby bei seiner Bewerbung angibt. Denn das sind ideale Teamplayer, die sich binnen Minuten in ein oftmals internationales Team integrieren und gut in dieser Konstellation zusammenarbeiten können.“

Intensiver Kontakt zwischen Alumni und aktuellen Studierenden

René Höwelkröger ist jemand, der seine Erfahrungen gern weitergibt. Als „Double Degree“-Absolvent steht er den Studierenden der FH Bielefeld auch heute noch gern zur Seite. „Ich habe mich sehr gefreut, dass es im Sommer 2022 mit einem Alumni-Treffen in Bielefeld geklappt hat. Es ist wichtig, dass der Kontakt zwischen denen, die jetzt studieren, und den Alumni intensiviert wird. Es begeistert mich, mit welcher Leidenschaft Dekan Riza Öztürk den Studiengang, die Idee des Double Degree und die Kooperationen mit den Partnerhochschulen vorangetrieben hat, daher habe ich mich auch sehr bemüht und gefreut, als ich von EY zum Hochschulpate für den Campus Bielefeld ernannt wurde“, sagt der 28-Jährige, der zu der Gruppe der ersten Bielefelder FH-Studierenden gehörte, die ihr Auslandsjahr in Cagliari absolvierten. Ein großer Vorteil dieses Weges: Der Auslandsaufenthalt, der in der Regel im dritten und vierten Semester absolviert wird, ist für die Doppelabschluss-Studierenden im Studiengang „International Studies in Management“ gebührenfrei. (eb)