08.05.2019

Ein Studium, zwei Abschlüsse

FH Bielefeld erste Hochschule in Deutschland mit gemeinsamem Abschluss mit der Türkisch-Deutschen Universität

Bielefeld (fhb). Gleich zwei Zeugnisse halten die Absolventinnen und Absolventen des Bachelors Betriebswirtschaftslehre (BWL) nach acht Semestern in ihren Händen, wenn sie sich für den Auslandsaufenthalt an der Türkisch-Deutschen Universität entschieden haben. Erstmals zum Wintersemester 2019/2020 bietet die Fachhochschule (FH) Bielefeld in Kooperation mit der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) die Möglichkeit dieses Doppelabschlusses an. Die FH Bielefeld ist damit die erste Hochschule in Deutschland, die mit der TDU kooperiert und dadurch Studierenden ermöglicht, BWL in Deutschland und der Türkei zu studieren.

„Internationalisierung ist einer der strategischen Schwerpunkte der FH Bielefeld“, erklärt Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der FH Bielefeld. „Mit der Möglichkeit des Doppelabschlusses wollen wir unsere Studierenden noch besser auf den internationalen Arbeitsmarkt vorbereiten.“ Die Präsidentin der FH und der Rektor der TDU, Prof. Dr. Halil Akkanat, unterzeichneten Ende Februar den Vertrag zu dem integrierten Doppelabschluss.

Die Studierenden an der FH Bielefeld und an der TDU können ab dem kommenden Wintersemester den Doppelabschluss beider Hochschulen in BWL erwerben. Voraussetzung dafür ist, dass sie einen Auslandsaufenthalt von zwei Semestern (beziehungsweise 60 Credit Points) an der jeweiligen Partnerhochschule absolvieren. Für die Bielefelder Studierenden ergibt sich dadurch eine Studiendauer von acht Semestern, statt der für BWL vorgesehenen sechs Semester. Genau wie bei anderen Auslandsaufenthalten können die Studierenden eine Erasmus-Förderung beantragen. Für die türkischen Studierenden der TDU vergibt der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) zusammen mit dem türkischen Hochschulrat Stipendien. Die Kurse an der TDU werden auf Deutsch, teilweise auf Englisch, angeboten. Türkischkenntnisse sind nicht erforderlich.  

Voraussetzung für einen Doppelabschluss ist, dass beide Hochschulen die jeweiligen Studiengänge anerkennen und ihre Curricula ähnlich aufbauen. Hierfür erfolgte in der Türkei die Abstimmung neben der TDU auch mit dem türkischen Hochschulrat. „Dennoch haben wir nur ein knappes Jahr gebraucht, um den Doppelabschluss auf den Weg zu bringen“, berichtet Prof. Dr. Riza Öztürk. Der Professor am Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit ist für die FH Bielefeld der Koordinator an der TDU. In seinen Aufgabenbereich fällt unter anderem die Organisation der „Flying Faculty“, der „fliegenden Fakultät“, im Bereich BWL: Gemeinsam mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin koordiniert er die Aufenthalte von Lehrenden aus dem gesamten Bundesgebiet. Auch einige Professorinnen und Professoren der FH Bielefeld reisen regelmäßig für Seminare an die TDU.

Für die Abstimmung der Curricula der BWL-Studiengänge in Bielefeld und an der TDU in Istanbul arbeiteten die Studiengangsleiterinnen Prof. Dr. Natalie Bartholomäus (FH Bielefeld) und Prof. Dr. Ela Sibel Bayrak-Meydanoglu (TDU) eng zusammen. „Wir haben in sehr konstruktiver und offener Zusammenarbeit für die Studierenden beider Länder eine große Möglichkeit geschaffen, die Brücke zwischen zwei Kulturen zu schlagen“, sagt Professorin Bartholomäus. „Das Modulangebot erweitert die Grenzen beider regulären Verlaufspläne und fördert zudem die Persönlichkeits- und interkulturelle Kompetenzentwicklung. Ich freue mich sehr auf die erste Kohorte im kommenden September.“

Der Doppelabschluss mit der TDU richtet sich an alle Studierende, die interkulturelle Erfahrungen sammeln wollen. „Der Abschluss beider Hochschulen ermöglicht außerdem, einen Master an der TDU beziehungsweise FH Bielefeld anzuschließen, da er als Zugangsvoraussetzung anerkannt wird,“ erläutert Professor Öztürk.

Die Gründung der TDU geht auf ein deutsch-türkischen Regierungsabkommens aus dem Jahr 2008 zurück, seit 2013 läuft der Lehrbetrieb an der TDU. Als staatliche Einrichtung unterliegt sie der türkischen Hochschulgesetzgebung. Die türkische Seite trägt die Kosten für die Infrastruktur und den laufenden Betrieb, während die deutsche Seite – unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, den DAAD und die deutschen Partnerhochschulen – wesentliche Beiträge zum akademischen Betrieb sowie zur Lehre und Vermittlung der deutschen Sprache leistet. Die TDU befindet sich noch im Aufbau: Der Grundlehrbetrieb in den fünf Fakultäten läuft, auch wenn noch nicht alle Studiengänge implementiert sind. Seit dem 1. Januar 2018 gehört die FH Bielefeld zu den federführenden Hochschulen und ist Teil des Konsortiums aller deutschen Hochschulen unter der Leitung von Prof. Dr. Rita Süssmuth.