20.12.2017

"Gemeinsam kann man etwas bewirken"

Prof. Dr. Anant Patel unterstützt Stiftung beim Aufbau eines Schulungszentrums  zur Moringa-Pflanze gegen Mangelernährung in Sierra Leone.

Bielefeld (fhb). Das Interesse an der Pflanze Moringa hat Dr. Anant Patel, Professor am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Fachhochschule (FH) Bielefeld, und Brigitte Amara-Dokubo, die den gemeinnützigen Verein „Löwe für Löwe e.V.“ mit Sitz in Braunschweig leitet, beruflich zusammengebracht. Die Stiftung setzt sich für Menschen im westafrikanischen Sierra Leone ein und hat dort bereits eine Grundschule und ein Gesundheitszentrum errichtet. Jetzt möchte Brigitte Amara-Dokubo ein Trainingszentrum für nachhaltige Anbaumethoden in der Produktion und Verarbeitung der Moringa-Pflanze aufbauen und somit gegen die Mangelernährung in Sierra Leone vorgehen. Moringa ist ein Baum aus Indien, der vollständig verwertet werden kann, unter anderem als Nahrungsmittel, Medikament oder Kosmetik. Prof. Dr. Anant Patel, der die Pflanze aus Indien kennt und darüber forscht, hat sich dem Projekt angeschlossen und Amara-Dokubo eine Woche auf ihrer Reise nach Sierra Leone begleitet. „Ich wollte mehr als theoretische Konzepte sehen. Keiner alleine ist ein Held, aber man kann gemeinsam etwas bewirken“, sagt Patel. Finanziell unterstützt wird das Projekt von den Rotariern Braunschweig und der Bingo Umwelt Stiftung.

Eine Station der Reise war die Moringa-Farm. Die Moringa-Pflanze hat einen hohen Nährwert und gilt als gesundheitsfördernd. Ihr wird nachgesagt, dass sie eine antibakterielle, entzündungshemmende und Antikrebs-Wirkung hat und Diabetes Typ II heilen kann.
„Vor Ort wurde mir das Erosions-Problem bewusst. Durch den starken, anhaltenden Regen schwimmt der Boden weg. Das erschwert den Anbau, aber es gibt Lösungen“, berichtet Patel.

Ziel des Moringa-Projektes ist es, ein Schulungszentrum für Landwirte und andere Akteure zu errichten, in dem sie Wissen über den Anbau, die Weiterverarbeitung, den Verkauf und die Verwendung von Moringa erlangen und ihr landwirtschaftliches Potenzial erweitern können. Dadurch sollen Arbeitsplätze geschaffen, die Unterernährung verringert sowie die Bevölkerung und Umwelt geschützt werden. „Wir möchten den Landwirten die Möglichkeit geben, die Blätter zunächst in der eigenen Küche zu verwerten und die Mangelernährung in ihren Familien zu bekämpfen. Danach sollen sie einfachste Technologien vor Ort etablieren und verarbeitete Ernteprodukte verkaufen“, schildert Patel.

Da die Wirkung von Moringa bislang kaum wissenschaftlich erforscht wurde, haben Patel und Amara-Dokubo den Kontakt zu Wissenschaftlern und Ärzten in Sierra Leone gesucht. „Es wäre sinnvoll, wenn sich der Gesundheitsstand der Leute nach der Ernährung mit Moringa messen und nachweisen ließe“, findet Patel. Bei einem Besuch der Universität Njala haben Patel und Amara-Dokubo Wissenschaftler und Anbauberater getroffen, die bereits Erfahrungen mit Moringa gesammelt haben. Zudem besuchten sie zwei Krankenhäuser, denen sie vorschlugen, begleitende Tests durchzuführen, mit denen die Kliniken selbst überprüfen können, ob sich der Gesundheitszustand von Kindern und Diabetes-Patienten durch den Verzehr von Moringa-Pulver verbessert. Auch im Landwirtschafts- und im Gesundheitsministerium hat dieser Ansatz Unterstützung gefunden.

Zur Umsetzung des Projektes soll ein Netzwerk aufgebaut werden, an dem der Verein „Löwe für Löwe e.V.“, die Fachhochschule Bielefeld und Experteninstitutionen in Sierra Leone beteiligt sind. Die Universität Njala sowie das Njala Agrarforschungszentrum des Agrarforschungsinstituts Sierra Leone konnten bereits als Projektpartner gewonnen werden.