01.10.2021

Kunst am neuen Standort

NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft weiht Außenplastiken von Morellet und Uhlmann an der Fachhochschule Bielefeld ein.

Bielefeld (fhb). In einer Feierstunde im Hauptgebäude der Fachhochschule (FH) Bielefeld würdigte Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen am 1. Oktober gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Hochschule und des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB NRW) zwei bedeutende Kunstwerke, die seit mehreren Jahrzehnten in Landesbesitz sind und nun einen neuen Standort erhalten haben.

Das kugelförmige Kunstwerk von Morellet im Innenhof, daneben Personen beim Empfang

Nach rund 18 Monaten in der Restaurierungswerkstatt werden die Plastik „Sphères Trames“, übersetzt „Sphärisches Raster“, des französischen Künstlers François Morellet sowie die Skulptur „Entfaltungen“ des deutschen Künstlers Hans Uhlmann der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Gabriele Willems spricht ein Grußwort an einem Rednerpult, davor stehen weitere Personen, im Hintegrund sieht man das Kunstwerk von Francois Morellet

Da beide Kunstwerke bereits früher auf dem Gelände der FH Bielefeld zu sehen waren, freut sich BLB NRW-Geschäftsführerin Gabriele Willems besonders, dass sie nun auch am neuen Standort der Fachhochschule aufgestellt werden konnten: „Sowohl das ,Sphärische Raster‘ von François Morellet als auch die ,Entfaltungen‘ von Hans Uhlmann hatten seit Jahrzehnten einen festen Platz im Umfeld der Fachhochschule Bielefeld. Ich freue mich daher insbesondere für die Studierenden, Beschäftigten und für die Besucherinnen und Besucher der Fachhochschule, dass beide Werke jetzt wieder in ihrem Umfeld angekommen sind und hier ihre beeindruckende Wirkung entfalten.“

Ministerin Pfeiffer-Poensgen würdigt Kunstwerke

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, würdigte die beiden bedeutenden Plastiken anlässlich der Feier zur Umsetzung an ihren neuen Standort: „Kunstbetrachtungen können und sollen unsere Gedanken anregen. Mit der Rückkehr der beiden Plastiken von François Morellet und Hans Uhlmann auf den Campus der FH Bielefeld können sich Studierende und Lehrende von dieser besonderen Wirkung der Kunst in Zukunft wieder selbst überzeugen.“   

Rund 45 Jahre befand sich das „Sphärische Raster“ des französischen Künstlers François Morellet an seinem angestammten Platz am ehemaligen Standort der FH Bielefeld an der Kurt-Schumacher-Straße. Ende 2019 hat der BLB NRW als Eigentümer das Kunstwerk durch einen Restaurator abbauen und die durch Vandalismus stark beschädigte kugelförmige Plastik aus Edelstahlstäben umfangreich restaurieren lassen. Nun erstrahlt sie wieder in ihrem alten Glanz einem Innenhof des Hauptgebäudes der FH Bielefeld.

Einige Personen stehen in einem Innenhof, in der Glasscheibe spiegelt sich das Kunstwerk von Hans Uhlmann

Ähnlich verhält es sich mit der Skulptur „Entfaltungen“ des deutschen Künstlers Hans Uhlmann, welche von 1966 bis 2019 an dem ehemaligen FH-Standort in der Bielefelder Wilhelm-Bertelsmann-Straße aufgestellt war. Dieses Werk wurde zwischenzeitlich für eine Sonderausstellung an das Berliner Kunstmuseum Haus am Waldsee verliehen, bevor es durch den BLB NRW im Sommer dieses Jahres in einem  der Innenhöfe des FH-Hauptgebäudes neu aufgestellt wurde.

Neuer Standort

Die Wahl des neuen Standortes erfolgte durch eine Kunstkommission unter Mitwirkung von Vertreterinnen und Vertretern des BLB NRW, der FH Bielefeld sowie des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf. Zuvor hatte die Kommission in der FH Bielefeld getagt und alle denkbaren und möglichen Aufstellungsorte in Augenschein genommen.

„Wir waren auf alle Anforderungen gut vorbereitet und erhielten schon frühzeitig positive Signale. Nun sind wir sehr glücklich, dass die Plastiken endlich wieder zurück an der FH sind“, so Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der FH Bielefeld. Um die Zustimmung zum neuen Standort zu erhalten, nahm der BLB NRW auch mit der Witwe des im Jahr 2016 verstorbenen Künstlers Morellet, die seinen Nachlass verwaltet, Kontakt auf. Eine Anforderung an den neuen Standort war, die restaurierte Plastik langfristig zu erhalten und zu schützen, was in dem Innenhof des FH-Gebäudes gewährleistet wird. FH-Präsidentin Schramm-Wölk: „Der neue Standort ist wie geschaffen für die Morellet-Plastik. Alle Menschen, die ich getroffen habe und die bereits einen Blick auf das Kunstwerk an diesem neuen zentralen Ort in unserem Gebäude werfen konnten, freuen sich über die Restaurierung und darüber, dass wir alle auch in Zukunft dieses wunderbare Werk genießen können.“

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Einzelstück mit sechs Metern Durchmesser

François Morellet (1926 – 2016) zählt zu den wichtigsten französischen Vertretern der sogenannten Konkreten Kunst, die auf mathematisch-geometrischen Gesetzmäßigkeiten basiert. Andere Arbeiten des Künstlers sind unter anderem im Louvre in Paris sowie im Deutschen Bundestag zu finden. Die Plastik „Sphères Trames", die Morellet im Jahr 1962 entworfen hat, zählt zu einer Serie gleichartiger Werke, die der Künstler in unterschiedlicher Größe und Auflage realisiert hat. Das Bielefelder Kunstwerk ist mit einem Durchmesser von rund sechs Metern jedoch das Größte seiner Art und somit außergewöhnlich.

Das Kunstwerk, das 1974 im Zusammenwirken mit dem Künstler installiert wurde, ist damals als Siegerentwurf eines Kunst am Bau-Wettbewerbs hervorgegangen und wurde somit von Francois Morellet speziell für die Platzsituation an dem ehemaligen FH-Standort konzipiert. Am neuen Standort im Hauptgebäude der FH Bielefeld findet sich das Werk somit in einem vergleichbaren Umfeld wieder.

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Ein Maschinenbauer wird Bildhauer

Die Uhlmann Skulptur \

Die Skulptur „Entfaltungen“ von Hans Uhlmann (1900-1975) stand zuvor in der Wilhelm-Bertelsmann-Straße 10 am früheren Fachbereich Maschinenbau. Bei der Skulptur handelt es sich um eine Figuration aus geometrischen Einzelelementen, deren konstruktivistischer Aufbau den Betrachter in die Suggestion von Bewegung mit einbezieht. Die Skulptur selbst ist aus nichtrostendem Chrom-Nickel-Stahl.

Der deutsche Zeichner und Bildhauer Hans Uhlmann zählt zu den Begründern der Metallplastik in Deutschland. Er gilt mit Bernhard Heiliger und Karl Hartung als Wegbereiter der abstrakten Skulptur. Er war zudem der Erste in Deutschland, der dafür Metall verwendete.

Nach seinem Studium des Maschinenbaus wendete er sich der Bildhauerei zu. Ab 1925 widmete er sich Skulpturen geometrischer Körper, die er ab 1932 zum Teil aus Draht fertigte, später aus Metall. Mit seinem umfassenden Oeuvre, das einen Schwerpunkt auf Skulpturen für den öffentlichen Raum legt, wirkt er in Deutschland stilbildend.

Die Skulptur „Entfaltungen“ ist Teil einer Motivserie von Faltung und Entfaltung, die den Künstler bis in sein Spätwerk begleiten. Zu seinen Skulpturen und Zeichnungen zählen eine größere Anzahl von Arbeiten für den öffentlichen Raum und als Kunst-am-Bau-Projekte, wie zum Beispiel eine Skulptur vor der Beethoven-Halle in Bonn und eine Skulptur vor der Deutschen Oper Berlin, die ebenfalls aus der Themenreihe Faltungen und Entfaltungen stammt. Aufgrund seines Stellenwertes in der jüngeren Kunstgeschichte und der seinen Skulpturen und Zeichnungen eigenen, ansprechenden Ästhetik, werden Arbeiten von Hans Uhlmann auch viele Jahre nach seinem Tod regelmäßig in Auktionen und auf dem sonstigen Sekundärmarkt gehandelt. (vku)