09.03.2021

Kunst im Hotel: 10 Jahre Kooperation mit IntercityHotels

Bereits seit zehn Jahren kooperiert die FH Bielefeld mit der IntercityHotel GmbH. Fotografiestudierende erhalten die Möglichkeit, ihre Arbeit in den Hotels dauerhaft auszustellen. Neueste Ausstellung: Patrick Pollmeier zeigt in Hildesheim doppelbödige Bilder – Bilder von Modellen von örtlichen Sehenswürdigkeiten.

Bielefeld (fhb). Am Ende war es dann doch eine kleine Überraschung, als der Fotografiestudent zum ersten Mal seine Motive in dem InterCityHotel Hildesheim an der Wand sah. Patrick Pollmeier gehört zu den Fotografiestudierenden der Fachhochschule (FH) Bielefeld, der im Rahmen des Projekts „Kunsträume“ eigene Motive in einem gerade neugebauten Hotel dauerhaft ausstellen darf. Bereits seit gut zehn Jahren kooperiert der Fachbereich Gestaltung mit der IntercityHotel GmbH.

Ein Mann steht vor einer Wand, neben ihm sind vier Fotos in Bilderrahmen.

Gut 18 Monate Arbeit sind vorausgegangen, bis Pollmeier seine Motive in dem Konferenzbereich des Hotels hängen sehen konnte. Angefangen hatte alles mit einem Gespräch mit Professor Emanuel Raab auf dem Flur des Fachbereichs. Raab ist Lehrender am Fachbereich Gestaltung für das Gebiet Fotografie und Bildmedien. Er leitet die Kooperation mit den IntercityHotels und spricht gezielt diejenigen Studierenden an, die aufgrund ihrer gestalterischen Arbeit für das Projekt infrage kommen. So auch bei Patrick Pollmeier.

Voraussetzung: Selbstständiges und zuverlässiges Arbeiten

„Die Studierenden arbeiten normalerweise zu zweit, damit sie sich gegenseitig unterstützen können“, erklärt Professor Raab. Im Fall des Hildesheimer Hotels hat Pollmeier aufgrund der geringen Größe der Ausstellungsfläche alleine gearbeitet. „Patrick ist ein besonders engagierter und erfahrener Masterstudent. Ihm habe ich es daher zugetraut, das Projekt alleine zu übernehmen.“

Die Studierenden müssen für das Projekt nicht nur die Fotografien erstellen. Es gehört auch einiges an Abstimmungsbedarf mit der Hoteldirektion hinzu. Baupläne müssen studiert, Konzepte vorgestellt und das Budget kalkuliert werden. „Die Studierenden müssen sehr selbstständig und zuverlässig arbeiten und gegenüber dem Kooperationspartner professionell auftreten“, beschreibt Raab die Managementanforderungen, die mit dem Projekt verknüpft sind.

Der eigene Blick auf die Stadt

„Das Projekt ist deshalb toll, weil es in Kooperation mit Externen stattfindet und nicht nur innerhalb der FH. Dadurch hat das Arbeiten einen sehr starken Anwendungsbezug“, sagt Patrick Pollmeier. Für die Fotografien im Hildesheimer Hotel hat Pollmeier sich zunächst mit der Stadt beschäftigt. Seine Motive – insgesamt sieben Stück – zeigen selbst erstellte Nachbauten von Gebäuden und Sehenswürdigkeiten. Sie sind jedoch keine Eins-zu-Eins-Abbildung. „Vom Knochenhaueramtshaus zeige ich mit vier verschiedenen Bildern meinen eigenen Blick und meine persönlichen Gedanken. Ich stelle mir vor, dass Hotelbesucherinnen und -besucher die Fotografien wahrnehmen und denken: ‚Das erinnert mich an etwas, das ich schon einmal gesehen habe‘.“

Inzwischen hängen in 21 Hotels in Deutschland, Österreich und den Niederlanden Werke von Bielefelder FH-Studierenden. Die Arbeiten für weitere Hotels in Herford, Wiesbaden und Budapest sind bereits in der Planung. „Die Kooperation mit der IntercityHotel GmbH ist inzwischen ein Selbstläufer. Wenn ein neues Hotel gebaut oder renoviert wird, kommt das Unternehmen auf uns zu“, berichtet Raab.

Eine Person bohrt mit einer Maschine ein Loch in die Wand.

Mit der individuellen Fotokunst erhalten die Hotels ein Alleinstellungsmerkmal. „Die Studierenden sind in der Wahl der Motive sehr autonom. Sie beziehen sich meist auf die Landschaft, die Stadt oder das Viertel. Es geht aber nicht darum, dass die Studierenden durch die Stadt ziehen und ein paar Fotos machen. Die Arbeiten sollen auch mal Fragen stellen oder provozieren. Sie sind keineswegs leichte Kost, die nur eine dekorative Funktion erfüllt“, so Raab. 

„Es sind auch mal Bilder aus dem Hotelzimmer verschwunden“

Zum Konzept, das die Studierenden vorlegen müssen, zählt auch, die passenden Rahmen und optimale Position an den Wänden festzulegen. Die Bilder hängen in den öffentlichen Räumen der Hotels – in der Lobby, in der Bar oder im Konferenzbereich. Geht mal ein Rahmen oder ein Bild kaputt, lassen die Hotels diese nachproduzieren. Die Daten der Fotos und Rahmen stellen die Studierenden zum Abschluss des Projekts dem Hotel zur Verfügung. Raab: „Bei früheren Projekten hingen einzelne Motive in Hotelzimmern. Hier sind dann auch mal Bilder verschwunden. Das ist natürlich ärgerlich, aber auch ein gewisses Kompliment für die Künstlerinnen und Künstler!“

Fotograf Pollmeier war zufrieden, als er das erste Mal seine Fotokunst an den Wänden des Hildesheimer Hotels sah: „Man muss die Örtlichkeit mitdenken. Es ist keine Galerie und auch kein Museum mit großen freien Wänden. Daher habe ich spezielle Bilderrahmen mit Distanzleiste gewählt, sodass die Bilder plastischer zur Geltung kommen. Ich musste bei der Planung mit Bauskizzen arbeiten und die Rahmen produzieren lassen, bevor die Wand fertig war. Daher war es eine kleine Überraschung, wie das Ganze am Ende dann wirkt.“ Eine positive Überraschung! (mst)