12.11.2019

„Leonardo und Bielefeld, das gehört zusammen!“

Das Historische Museum Bielefeld zeigt die Ausstellung DA VINCI 500 – Bewegende Erfindungen der Fachhochschule Bielefeld.

Zum Abschluss des Leonardo Jahres 2019 eröffnete das Historische Museum Bielefeld am 10. November die Ausstellung „DA VINCI 500 – Bewegende Erfindungen“. Die im Museum aufgebauten Stuhlreihen reichten nicht aus, als Museumsdirektor Dr. Wilhelm Stratmann die Gäste begrüßte: „Die Leonardo Ausstellung der Fachhochschule Bielefeld holt uns das Flair der großen weiten Welt ins Haus“. Stratmann spielt damit darauf an, dass in diesem Jahr, in dem sich Leonardos Todestag zum 500. Mal jährt, Ausstellungen unter anderem in Paris, London oder Florenz zu sehen waren. Nach dem großen Erfolg der Leonardo Ausstellung in 2012/2013 sei er glücklich, den Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) der Fachhochschule (FH) Bielefeld wieder als Aussteller gewonnen zu haben. „Die Besucherzahlen waren schon damals hervorragend. Vor allem die Schulen haben großes Interesse an der technisch und historisch wertvollen Mitmachausstellung“, so Stratmann.

Bürgermeisterin Karin Schrader pflichtet ihm bei: „Bielefeld ist in aller Munde, das liegt unter anderem auch an der imposanten Wanderausstellung der FH. Leonardo schlägt als Techniker und Wissenschaftler die Brücke zur Wissenschaftsstadt Bielefeld!“ Die Ausstellung, die noch bis zum 15. März 2020 im Historischen Museum Bielefeld zu sehen ist, präsentiert sich im neuen Design. Unter dem Logo „DA VINCI 500“ finden sich nun auch einige künstlerische Einflüsse Leonardos wieder. Als Bindeglied sind neben den 50 der mittlerweile 110 umgesetzten Exponate riesige dreiteilige Banner mit der Mona Lisa, dem vitruvianischen Menschen und auch Leonardos Selbstbildnis zu sehen. „Darüber hinaus finden sich die originalen Skizzen da Vincis gut sichtbar auf den jeweiligen Exponaten wieder“, erklärt Thomas Filipiak, Kommunikationsdesigner  und – in enger Zusammenarbeit mit dem DA VINCI 500-Team – zuständig für das Branding und den grafischen Gesamtauftritt.

Andreas Wollensak, technischer Kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH, weiß: „Eine Ausstellung wie diese muss sich mit den Wünschen der Besucherinnen und Besucher weiterentwickeln und am aktuellen Stand der Technik orientieren. Wir haben noch eine Menge vor.“ Der Fachbereich orientiere sich damit an der visionären Haltung Leonardo da Vincis. Künftig werden die Studierenden die Sammlung beispielsweise um virtuelle Modelle erweitern, die man dann per „Virtual reality“ oder „Augmented reality“ erforschen kann. Einige Exponate werden mit dem 3D-Drucker gefertigt. Wollensak weiter: „Es gibt noch mehr Ideen, denn wir stellen uns immer wieder die Frage: Was würde Leonardo heute tun? Ich behaupte mal, er wäre der größte Influencer unserer Zeit. Bestimmt würde er moderne Techniken nutzen und hätte viele Follower in den sozialen Netzwerken.“ Prof. Dr. Hiram Kümper, historischer Kurator der Ausstellung, ergänzt: „Es ist Leonardos wachem und neugierigem Geist zu verdanken, dass er immer wieder fasziniert. Er lebte in Zeiten des Umbruchs, wie wir heute auch. Dabei war Leonardo kein Heiliger. Er baute genauso Musikinstrumente wie auch Kriegsmaschinen. Dennoch ging er produktiv und sich selbst hinterfragend mit den Herausforderungen seiner Zeit um. Ein faszinierender und umtriebiger Mensch, dessen Geschichten immer wieder für volle Häuser sorgen werden.“

Ein bedeutender Unterschied zu anderen sich mit Leonardo da Vinci befassenden Ausstellungen und damit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal von „DA VINCI 500“ ist die Tatsache, dass sämtliche Exponate von Studierenden des Fachbereichs IuM der FH Bielefeld angefertigt wurden. Vor 15 Jahren fand das Leonardo-Projekt des Fachbereichs ganz in der Nähe des Historischen Museums seinen Ursprung, wie Dekan Prof. Dr. Lothar Budde erklärt: „Es war der Student Dirk Brokbals, der im Wintersemester 2004/2005 als erster ein „handfestes“ Modell, einen Flaschenzug, bauen wollte. Damit war der Grundstein der heutigen Ausstellung gelegt und die Studierenden bauten „Am Stadtholz“ seitdem immer mehr Exponate anhand von Leonardos Skizzen nach. Ein ingenieurwissenschaftliches Projekt von A bis Z, das maximale Praxisnähe mit sich bringt.“

Neben dem großen Uhrwerk, einigen Brücken, der Sperrklinge, der Gattersäge oder auch der auf Johannes Gutenbergs basierenden Erfindung weiter optimierten Druckerpresse, beeindruckte die Gäste des Museums auch das neue Modell der Flaschenzugvarianten. Leonardo hat sich wiederholt mit Hub- und Fördertechnik beschäftigt und skizzierte zahlreiche Flaschenzug- und Seilrollen. An dem ausgestellten Modell kann man unmittelbar die Erfahrung machen, welche Auswirkung die Anzahl der Rollen im Flaschenzug auf die Zugkraft und den Weg hat. „Unglaublich! Nicht dass ich das System nicht aus dem Physikunterricht kennen würde, aber hier direkt zu erleben, wie einfach man sich selbst hochziehen kann, ist schon etwas Anderes“, freut sich Besucherin Wiebke Fleischmann, die eigens aus Bochum angereist ist. Der Anblick der vielen interessierten Bielefelder Bürgerinnen und Bürger, die sich von jung bis alt an den interaktiven Modellen auf den Spuren von Leonardo da Vinci befinden, untermauert noch einmal die mit einem Augenzwinkern geäußerte Feststellung von Bürgermeisterin Schrader: „Leonardo und Bielefeld, das gehört zusammen!“

Text: Tanja Hage