04.02.2019

„Mut zur Disruption“

Tagung der Denkfabrik Digitalisierte Arbeitswelt diskutierte Chancen und Risiken der Digitalisierung

Bielefeld (fhb). Den Begriffen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Work-Life Balance begegnet man mittlerweile immer häufiger. Mit der Frage, wie sich diese Konzepte in der derzeitigen und zukünftigen Arbeitswelt verbinden lassen, beschäftigte sich am vergangenen Donnerstag eine Tagung der Denkfabrik Digitalisierte Arbeitswelt unter der Leitung von Professorin Dr. Swetlana Franken an der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Unter dem Motto „Digitalisierung und KI in OWL: gender- und kompetenzbezogene Betrachtung“ diskutierten die Mitarbeitenden der Denkfabrik mit externen Referenten und Gästen die Chancen und Risiken der Digitalisierung.

In ihrer Einstiegspräsentation sprach Professorin Franken über die Herausforderungen der digitalen Transformation in Unternehmen. Besonders im Mittelstand gebe es verhältnismäßig wenig Fortschritt, „da der Mut zur Disruption fehlt“, erklärte die Leiterin der Denkfabrik. Durch neue Weiterbildungsmodelle und eine Sensibilisierung für die Thematik „müssen die jetzigen Arbeitskräfte während des digitalen Wandelns mitgenommen werden“, betonte Franken.

Einen Einblick in die Praxis gab Dr. Pia Gausemeier, Leiterin Strategische Produktionstechnologie bei Miele. Sie stellte die konkreten Anwendungen der Digitalisierung bei der Produktion im Unternehmen vor und berichtete von unternehmensinternen Workshops zur Bearbeitung der eigenen Digitalisierungsstrategie für die Produktion. Besonders wichtig sei hierbei gewesen, „unterschiedliche Personengruppe mit einzubeziehen“, meinte Gausemeier.

Über Chancen und Risiken intelligenter Datennutzung für den Mittelstand  referierte Dr. Meike Wocken. Ein großes Hauptproblem seien die „verteilten Datenquellen“ in den Unternehmen, eine erste Datenvisualisierung könne daher „einen hohen Mehrwert bringen“, so Wocken, die neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit auch als Data Scientist bei CLAAS beschäftigt ist. In seiner Masterarbeit setzte sich Fatih Acar mit der Entwicklung eines Chatbots auseinander. Gemeinsam mit Bayram Yigit, ebenfalls Absolvent der FH Bielefeld, stellte er seine Forschungsergebnisse vor und betonte „das große Potenzial für den Mittelstand durch den Einsatz von Chatbots“.

Im Anschluss an die Vorträge stellten die Projektmitarbeiter der Denkfabrik Digitalisierte Arbeitswelt die Ergebnisse aus verschiedenen Forschungsprojekten vor. Vom Projekt Gender 4.0., das sich mit genderspezifischen Einstellungen gegenüber digitaler Technologien beschäftigt, berichtete Malte Wattenberg. Er betonte, dass neben Medienkompetenz auch Eigenverantwortung und Sozial- und Kommunikationskompetenz relevante Fähigkeiten für den Digitalisierungsprozess seien. Zu digitalen Kompetenzen im Geschlechterfokus, bezogen auf Studierende der FH Bielefeld, forscht das Projekt DigiCom. Projektmitarbeiterinnen Kristina Abels und Sophia Hahn berichteten, dass es zwar geschlechterspezifische Unterschiede in der Nutzung digitaler Medien gebe, das Geschlecht aber kaum Einfluss auf die digitale Kompetenz habe.

Nach den Vorträgen diskutierten die Teilnehmenden der Konferenz in Kleingruppen verschiedene Fragestellungen, die sich mit dem „idealen“ Arbeitsplatz der Zukunft, der Rolle der Frau in der digitalen Transformation oder Kompetenzanforderungen für die Digitalisierung auseinandersetzten. Die Ergebnisse wurden abschließend dem Plenum vorgestellt. „Diese Tagung hat uns die Vorteile der interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Lösung von gesellschaftlich relevanten Fragen vor Augen geführt. Nur so kann digitale Transformation im Interesse aller Beteiligten gestaltet werden“, so Franken.

Seit 2016 befasst sich die Forschergruppe Denkfabrik Digitalisierte Arbeitswelt der FH Bielefeld im Rahmen von mehreren Forschungsprojekten mit den Auswirkungen der Digitalisierung und Industrie 4.0 auf die Arbeitswelt, insbesondere auf die Beschäftigung, Kompetenzanforderungen, Unternehmensorganisation und Führung.