31.10.2019

Pariser Fotoausstellung „5 AKADEMIEN“ öffnet

Johannes Baudrexel, Michael Fromme und Max Ernst Stockburger vom FB Gestaltung stellen ihre Arbeiten vor

Bielefeld (fhb). Anlässlich der Pariser Fotoausstellung „5 AKADEMIEN. Junge europäische Fotografie“ präsentieren ab dieser Woche Studierende der Studienrichtung Fotografie und Bildmedien des Fachbereichs Gestaltung der FH Bielefeld ihre Arbeiten in der Pariser Cité International des Arts in Paris. Gemeinsam mit Kommilitonen der École des Arts Décoratifs (Paris), der Fondazione Modena Arti Visive (Italien), der Zürcher Hochschule der Künste (Schweiz) und der Gerrit Rietveld Academie (Niederlande) präsentieren sie mit ihren rund 100 Arbeiten einen Überblick junger europäischer Fotografie.

Die Cité International des Arts ist ein Atelier- und Wohnkomplex in Paris, der zur kreativen Weiterbildung und Entwicklung für Künstler während ihres Studienaufenthaltes errichtet wurde. Die fünfzehn eingeladenen jungen Künstler spielen übergangslos und gekonnt mit verschiedenen Techniken und Formen und kombinieren Fotografie mit Texten, Grafik, Videos und digitalen Elementen. Mit demselben Scharfsinn gehen sie eine Vielzahl von Fragestellungen an, darunter den Mangel an Privatsphäre, dem Flüchtlinge ausgesetzt sind, die Erinnerung an Kindheitsorte, die Gesten und Einstellungen geschlechtsspezifischer Körper und die Fallen der Autofiktion, also der Verwebung von realer Autobiografie und Fiktion. Obwohl sie eine extrem breite Palette von Methoden und Themen zeigen, verbindet die fünfzehn Fotografen die Absicht, das Vertraute und seine Fremdartigkeit in Frage zu stellen, und bieten eine Neuinterpretation unseres Alltags an, die das Ästhetische politisch erscheinen lässt.

Johannes Baudrexel, Michael Fromme und Max Ernst Stockburger, Studierende der Studienrichtung Fotografie und Bildmedien des Fachbereichs Gestaltung der FH Bielefeld nehmen an der Ausstellung teil. Johannes Baudrexel sagt zu seiner Arbeit: „‘Through Day And Night‘ ist eine konzeptionelle Arbeit, die auf der Idee basiert, auf einem Weg zu fotografieren, der einmal am Tag und einmal in der Nacht zurückgelegt wurde. Die Serie zeigt verschiedene Streckenabschnitte entlang der Stadtgebiete von Bielefeld. Als sich die Tageszeit, die Hell- und Dunkelgrade, die Perspektive und die Blickrichtung änderten, zogen verschiedene Objekte die Aufmerksamkeit auf sich. Die Serie wird als Folge von Diptychen präsentiert, die in jedem Teil einen Dialog erzeugen, der sich dann dank der vorhandenen Muster über die gesamte Serie ausbreitet.“

Michael Fromme nennt sein Fotoprojekt ‚Heimspiel‘. Es beschäftigt sich mit den Strukturen, Erfolgen und Veränderungen, Bedürfnissen und Motivationen der Mitglieder eines erfolgreichen Musikvereins: Des Spielmanns- und Fanfarenzugs Fürstenau. 1930 gegründet, in einer Zeit, in der die Verbandsstrukturen in Deutschland durch die Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten instrumentalisiert und anschließend von den Alliierten fast verboten wurden, vereint die Blaskapelle heute fast 200 junge und ältere Menschen, Männer und Frauen, unter seinem Dach, die im Dorf verwurzelt oder in die Städte gezogen sind. Die meisten von ihnen treffen sich jeden Freitagabend, pünktlich um 20 Uhr, zu einer Probe im Clubhaus. Heute hat Fürstenau rund 1200 Einwohner – Tendenz sinkend. „Die Arbeit will den Verein als eine sinnvolle Gemeinschaft für alle Mitglieder erlebbar machen“, sagt Fromme, „sowie Bedürfnisse und Gefühle anhand der Darstellung von Individuen abbilden.“

In der Arbeit von Max Ernst Stockburger geht es um Privatsphäre. Nach deutschem Recht soll jeder Flüchtling 7 Quadratmeter privaten Raum haben. Die Regel sieht jedoch keine physische Trennung vor, daher sind die Menschen gezwungen, Zimmer zu teilen, bis ihre Asylanträge bearbeitet wurden. „Sie versuchen, den Mangel an Privatsphäre zu beheben, indem sie Notunterkünfte aus alten Bettlaken, Seilen oder Kisten bauen“, sagt der 31-jährige Max Ernst Stockburger. In seiner Arbeit „28 Quadratmeter“ erforscht er den Mikrokosmos eines dieser gemeinsamen Räume in einem Ankerzentrum in Süddeutschland. Er dokumentiert die Prekarität der Situation und die Art und Weise, wie Flüchtlinge damit umgehen. „In der Serie schützen die Männer ihre Identität, indem sie ihre Gesichter mit den gleichen Laken bedecken, die auch für die Herstellung ihrer rohen Hütten verwendet wurden,“ sagt der Fotograf. Durch die visuelle Gegenüberstellung der anonymen Porträts und persönlicher Gegenstände der Männer untersucht „28 Quadratmeter“ ihre Persönlichkeit, ihre Privatsphäre und ihr endloses Warten.

Ausstellung „5 AKADEMIEN. Junge europäische Fotografie“; vom 31. Oktober bis 10. November 2019 in Cité internationale des arts, 18 rue de l'Hôtel de Ville 75004 Paris; 14 bis 19 Uhr, montags geschlossen.
Vernissage 5. November, 18.30 bis 21.30 Uhr; Eintritt frei