19.09.2017

„Sprache als guter Freund“

Studienvorbereitende Sprachkurse für Geflüchtete starten in Bielefeld und Minden.

Bielefeld/Minden (fhb). Drei Sprachkurse für 66 Geflüchtete haben heute und gestern an der Fachhochschule (FH) Bielefeld begonnen. Zwei Kurse finden in Bielefeld, einer auf dem Campus Minden statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen kommendes Frühjahr das Sprachniveau C1 des Europäischen Referenzrahmens erreichen. Dies wird in Deutschland an den meisten Hochschulen zur Aufnahme eines Studiums vorausgesetzt. Die Kurse werden von der Sprachschule Fokus aus Hannover durchgeführt.

Sandra Schoeß, Koordinatorin für die Flüchtlingsprogramme an der FH Bielefeld, riet allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, das Gelernte im Alltag zu verwenden: „Trauen Sie sich Deutsch zu sprechen. Sehen Sie die Sprache nicht als Ihren Feind, sondern Ihren guten Freund an!“ In Minden begrüßte Prof. Dr. Ulrich Schäfermeier die Kursteilnehmer und unterstrich, dass zum Deutsch lernen nicht nur die Sprache gehöre: „Es gibt in Deutschland auch eine andere Art zu denken, zu leben und zu studieren, sowie andere Gepflogenheiten als in Ihren Heimatländern.“ Deshalb gehört auch ein interkulturelles Training zum Lehrplan. Zusätzlich wird jeder Sprachkurs durch studentische Tutoren unterstützt, die mit den Geflüchteten Aktivitäten und Ausflüge unternehmen.

Besonders über seinen Kursplatz freut sich Saleh Dawara aus Aleppo in Syrien. Der 28-Jährige sollte eigentlich schon im Frühjahr an dem Sprachkurs teilnehmen, doch lag da die Anerkennung seiner Zeugnisse noch nicht vor. Denn um einen der Sprachkurse für Geflüchtete an der FH Bielefeld zu besuchen, muss die Studierfähigkeit durch ein Abiturzeugnis des Heimatlandes und gegebenenfalls einer Studienbescheinigung nachgewiesen werden. Außerdem müssen der Flüchtlingsstatus und die Sprachfähigkeiten B1 vorliegen. Saleh Dawara hat wegen der Verzögerung im letzten halben Jahr allein oder mit einer Gruppe anderer Flüchtlinge in seinem Wohnort Bad Oeynhausen gelernt. In Syrien hatte er sogar schon ein Studium der Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen. Nun würde er gern arbeiten und ein Masterstudium im Marketing beginnen. „Doch gerade fürs Marketing braucht man ein gutes Sprachgefühl, das will ich hier erlernen“, so Dawara.