09.07.2022

Urbane Modenschau der FH Bielefeld: „Tour de la Mode“ verwandelte Bielefelder Innenstadt in einen großen Laufsteg

Models laufen an der Kunsthalle vorbei
Zum zweiten Mal verwandelten die Studierenden die Bielefelder Innenstadt damit in einen überdimensionalen Laufsteg und präsentierten bei der „Tour de la Mode“ ihre Arbeiten. © S.Jonek/FH Bielefeld
Philipp Rupp lächelt in die Kamera
Philipp Rupp, Mode-Professor und Mitorganisator der Veranstaltung freut sich, dass das Konzept, Mode im öffentlichen Raum zu präsentieren, in Bielefeld auf Begeisterung stößt. © S.Jonek/FH Bielefeld
Models alufen durch den Kunsthallenpark
Zum zweiten Mal verwandelten die Studierenden die Bielefelder Innenstadt in einen überdimensionalen Laufsteg und präsentierten bei der „Tour de la Mode“ ihre Arbeiten. © S.Jonek/FH Bielefeld
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Der Innenhof des Kunstvereins fungierte als Start- und Zielpunkt sowie als "Open-Air-Backstagebereich". © S.Jonek/FH Bielefeld
Models laufen durch die Innenstadt
Die insgesamt annähernd 40 Arbeiten, darunter 12 Abschlusskollektionen, übersetzen dabei auch gesellschaftlich relevante Fragen in ein textiles Medium. © S.Jonek/FH Bielefeld
Models laufen durch die Bielefelder Innenstadt
Zum zweiten Mal verwandelten die Studierenden die Bielefelder Innenstadt damit in einen überdimensionalen Laufsteg und präsentierten bei der „Tour de la Mode“ ihre Arbeiten. © S.Jonek/FH Bielefeld

Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen der Studienrichtung Mode präsentierten rund 40 Kollektionen in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Bielefeld in der Altstadt.

Bielefeld (fhb). Sie tragen schrille Neonfarben, Oversize-Pullover in Naturtönen, auffallende Karomuster oder moderne Streetwear. Elegant und gleichzeitig zielstrebig schlängelten sich die Models bei strahlendem Sonnenschein durch die gut besuchte Bielefelder Innenstadt, vorbei an Geschäften, Cafés und zahlreichen überraschten Passanten, gekleidet in Kollektionen von Mode-Studierenden sowie Absolventinnen und -Absolventen des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Zum zweiten Mal verwandelten die Studierenden die Bielefelder Innenstadt damit in einen überdimensionalen Laufsteg und präsentierten bei der „Tour de la Mode“ am heutigen Samstag ihre Arbeiten. Die insgesamt annähernd 40 Arbeiten, darunter 12 Abschlusskollektionen, übersetzen dabei auch gesellschaftlich relevante Fragen in ein textiles Medium.

Mode im öffentlichen Raum erlebbar machen

„Unser Konzept, Mode im Kontext von Straßen- und Alltagssituationen im öffentlichen Raum zu präsentieren wird begeistert in Bielefeld aufgenommen."
Prof. Philipp Rupp, Modeprofessor und Mitorganisator der „Tour de la Mode"

Im September vergangenen Jahres wurde die traditionelle Modenschau des Fachbereichs Gestaltung zum ersten Mal in Kooperation mit dem Kunstverein Bielefeld in den öffentlichen Raum verlagert. Philipp Rupp, Mode-Professor am Fachbereich und Mitorganisator der Veranstaltung: „Unser Konzept, Mode im Kontext von Straßen- und Alltagssituationen im öffentlichen Raum zu präsentieren und ihre Präsenz im Alltag zu unterstreichen, wurde und wird begeistert in Bielefeld aufgenommen. Wir ermöglichen unseren Studierenden damit, sich und ihre Arbeiten einem breiten Publikum zu präsentieren.“

An verschiedenen Stationen auf der Route, die vom Innenhof des Kunstvereins über den Kunsthallenpark zum Klosterplatz und zum Rathaus, zum Alten Markt und über den Bunnemannplatz zurück zum Kunstverein führte, wurden die Kollektionen dabei  für kleine Fotoshootings inszeniert und gaben den Besucherinnen und Besuchern der Stadt dabei die Gelegenheit, die Kollektionen aus nächster Nähe zu betrachten – Haute Couture zum Anfassen! In Gesprächen wurde dabei aber auch deutlich, mit welchen Fragen sie sich für ihre Kollektion auseinandergesetzt haben und wie sie diese letztendlich in ihre Kleidungsstücke „übersetzt“ haben.   

„DON’T LOOK IN THE BASEMENT“: Kollektion erkundet Abgründe der menschlichen Psyche      

Mit schrillen Neonfarben fiel die Kollektion „DON’T LOOK IN THE BASEMENT“ von Bachelorabsolvent Justin Jacob Griffith in der gut besuchten Fußgängerzone auf. Die psychedelisch anmutenden Kleidungsstücke widmen sich den Abgründen der menschlichen Psyche und hinterfragen, wie sich Drogen auf die eigene geistige Welt auswirken. Bringen sie das Gute oder Schlechte, tief verankerte in einem zum Vorschein, etwas tief Verborgenes, das immer da war? Für seine Kollektion experimentierte der Absolvent wochenlang mit verschiedenen Printverfahren und Stoffbearbeitungen. Entstanden sind so unter anderem offene Stellen an den Kleidungsstücken, die an klaffende Wunden erinnern. Gleichzeitig wird durch das Zerrissene aber auch eine neue Schicht freigelegt. Eine Schicht der Haut oder eben eine Schicht der Persönlichkeit.

Griffith: „Die Kollektion soll darauf aufmerksam machen, dass man Menschen nur vor den Kopf schauen kann und nicht hinein. Wir sind so sehr auf unser eigenes Innenleben konzentriert, dass wir das der anderen vergessen oder gar nicht erst wahrnehmen, dass es existiert. Wir sehen nur die Hülle eines Menschen, oft unscheinbar, angepasst, ganz normal eben, aber die Welt im Inneren dieser Menschen ist eine ganz andere. Jeder kämpft seinen eigenen Kampf und mit der Kollektion wird beispielhaft dargestellt, wie dieser aussehen kann, indem wir eine dieser Welten erkunden.“          

Moderne und nachhaltige Oversize-Kleidung transformiert „Ruhe“ in Mode

Vier Models laufen durch den Kunsthallenpark
Die Abschlusskollektion „unRUHE“ (vorne) von Antonia Klemme ist geprägt von modernen und nachhaltigen Oversize-Kleidungsstücken.

Einen Gegensatz dazu bot Bachelorabsolventin Antonia Klemme mit ihrer Kollektion: „un RUHE“ zeichnet sich durch moderne Oversize-Silhouetten und gedeckte und zeitlose Farben, von schwarz über weiß bis beige, aus. Das Ergebnis ist ein Zusammenspiel zwischen klaren Formen und unterbrechenden Drapierungen. Ihre Kollektion soll das Gefühl der Ruhe in Mode transformieren. Klemme: „Die Spuren der Unruhe sind allerdings so gewaltig, dass es der Kleidung nicht immer gelingt, sich davon lösen. Gezeigt wird der Prozess des Loslösens, der nicht immer absolut und ganzheitlich gelingt. Folglich wird die Unruhe ein Teil der Ruhe, und umgekehrt. Durch den Farbkontrast reichen sich helle und dunkle Stoffe die Hand, wodurch der Gegensatz zwischen Ruhe und Unruhe nochmals verdeutlicht wird. Die Kleidung bietet Schutz zum Rückzug und stellt einen sicheren Raum dar, obwohl der Kontrast zur Unruhe allgegenwärtig ist.“

Die Absolventin nutzte Second-Hand-Materialien aus Leine oder Baumwolle, um keine neuen Ressourcen zu verschwenden. „Durch meine moderne Formsprache löse ich mich, trotz des nachhaltigen Konzepts, von dem Öko-Look herkömmlicher ökologischer Label. Meine Kollektion ist in meinem Sinn für Ästhetik modern, nicht kommerziell und zeitlos, um nicht in die Abhängigkeit eines vorherrschenden Trends zu gelangen“, so Antonia Klemme.

Open-Air-Backstage im Innenhof des Kunstvereins Bielefeld

Während die Models die Kollektionen auf der Route quer durch Bielefeld im urbanen Raum erlebbar machen, fungierte der Innenhof des Kunstvereins als „Open-Air-Backstagebereich“ und gab Einblicke hinter die Kulissen einer Modenschau. Hier nahmen die Nachwuchs-Designerinnen und -Designer letzte Feinschliffe an ihren Kleidungsstücken vor bevor sie „ihre Models“ auf den urbanen Laufsteg schickten. Auch hier nutzen zahlreiche Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, um bei Getränken und Musik mit den Absolventinnen und Absolventen ins Gespräch zu kommen und mehr über die Kollektionen zu erfahren.

„Ich finde es toll, dass durch die öffentliche Modenschau neue Leute auf meine Arbeit aufmerksam werden“, so Masterabsolventin Sandra Eden, die ihre Kollektion „chance/s“ präsentierte. „Außerdem gefällt es mir, die Kleidung in einem "natürlichen" Umfeld zu sehen, dies bietet Raum für die Vorstellung: Wie wäre es, wenn diese Kleidung wirklich im Alltag getragen werden würde?“ (she)

Die „Tour de la Mode“ ergänzte die traditionelle Werkschau des Fachbereichs Gestaltung, bei der die Abschlussarbeiten aller Studienrichtungen „Fotografie und Bildmedien“, „Kommunikationsdesign“, „Mode“ sowie „Digital Media and Experiment“ im Gebäude in der Lampingstraße ausgestellt werden. Seit einiger Zeit werden alle Abschlussarbeiten auch auf der Werkschau-Website des Fachbereichs unter werkschau.gestaltung-bielefeld.de online vorgestellt.

Links
Fachbereich Gestaltung

Werkschau-Website
Studienrichtung Mode