20.12.2016

Wen kümmert es, wenn Frauen weniger verdienen?

Ausstellung „Who Cares – Sorgeberufe“ noch bis zum 24. Januar in der Magistrale.

Bielefeld (fhb). Acht Frauen aus Berlin stehen in der Ausstellung „Who Cares“ exemplarisch für die Vielfalt und Verantwortung von so genannten Sorgeberufen. Und dafür, dass Frauen, die diese Berufe ausüben, wenig Geld verdienen. „Eine Gesellschaft liegt schief, wenn ihr die Arbeit mit den Menschen weniger wert ist als die Arbeit mit und an Maschinen, wenn eine Hebamme weniger verdient als ein Berufskraftfahrer oder eine Diplom-Sozialpädagogin weniger als ein Diplom-Ingenieur für Informatik“, schreibt Hannelore Buts, die Vorsitzende des Deutschen Frauenrates, im Vorwort des Ausstellungs-Begleithefts. Acht Berufe, das meint konkret: Erzieherin, Hauswirtschaftsmeisterin, Sozialarbeiterin, Zahnmedizinische Fachangestellte, Pflegedienstleiterin, Physiotherapeutin, Hebamme und Reinigungsfachkraft. „Who Cares“ will in doppelter Bedeutung aufmerksam machen: Wer kümmert sich, trägt Sorge? Und: Wen schert’s, wen kümmert’s?

Es ist eine Wanderausstellung, die zurzeit in der Magistrale im neuen FH-Hauptgebäude halt macht. „Klein, aber fein“ sei die Ausstellung, so die FH-Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Ulrike Settnik, und die Ausstellung spreche ein gesellschaftliches Kernproblem an, „nämlich das Fehlen von Chancengleichheit in Bezug auf erhaltene Löhne und Gehälter bei Frauen und Männern“. Der durchschnittliche Bruttostundenlohn betrug laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr in Deutschland für Frauen 16,20 Euro, Männer verdienten durchschnittlich 20,59 Euro, so Settnik. Weiter hielt sie anlässlich der Ausstellungseröffnung fest: „Es ist ein Paradoxon, dass gerade diese Berufe, ohne die die Gesellschaft heute nicht mehr funktionieren könnte, eine geringe Reputation und mangelnde Wertschätzung erfahren.“ Care-Ökonomie sei vor allem Frauensache und werde systematisch unterbewertet.

Die Ausstellungs-Poster folgen einer gemeinsamen Systematik, ergänzte Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Christa Büker: Sie geben kurze Informationen über die Ausbildung in den jeweiligen Sorgeberufen und über das Einkommen. Hinzu kommt ein persönliches Einschätzung über die Schwierigkeiten und Belastungen im Beruf, „aber auch über die Freude an ihrem Beruf und die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit“, so Büker weiter.

Am Beispiel der Pflegedienstleiterin machte sie zum Ausstellungsauftakt deutlich: „Es muss uns rasch gelingen, den sicherlich sehr anspruchsvollen Beruf mit seiner hohen physischen und psychischen Belastung zu einem modernen, attraktiven und eigenständigen Beruf zu entwickeln. Ein wichtiger Schritt dabei ist die Akademisierung des Pflegeberufs, so wie es auch erfreulicherweise an dieser Hochschule geschieht.“

„Who Cares - Sorgeberufe“ wurde gemeinsam vom Gleichstellungsbüro der FH Bielefeld und von der Lehreinheit Pflege und Gesundheit organisiert. Die Ausstellung ist bis zum 24. Januar in der Magistrale zu sehen.