TY - CONF AB - HINTERGRUND UND ZIELSETZUNG: Kompetenzmessung in der Pflege ist ein diffiziles Unterfangen. Objektive Verfahren stehen vor mehreren schwierig zu überwindenden Herausforderungen, wenn sie über reine Tests auf Regelwissen hinausgehen sollen. Eine hohe Standardisierung von Situationen bzw. Fällen setzt simulierte Laborsituationen (Skills Lab, OSCE, Simulationspatienten) voraus, in welchen sowohl fraglich ist, in wieweit sie reale klinische Praxis abbilden, hermeneutisches Fallverstehen berücksichtigen und die Objektivität der Beurteiler gewährleistet werden kann. Die bisher entwickelten Verfahren scheitern derzeit noch an diesen Herausforderungen, wissenschaftliche Gütekriterien zu diesen Verfahren fehlen überwiegend. Daher haben sich in der Vergangenheit vor allem Selbsteinschätzungen etabliert. Instrumente aus dem englischen Sprachraum basieren allerdings auf einem anderen Verständnis von Kompetenz als dem hierzulande zumeist verwendeten Kompetenzmodell von Erpenbeck und Rosenstiel. Es bleibt zudem oft unklar, ob die verfügbaren Selbsteinschätzungsinstrumente nicht eher die subjektive Handlungssicherheit anstelle der selbsteingeschätzten (Outcome orientierten) Performanz messen. Das hier vorgestellte Instrument fokussiert daher explizit auf die subjektive Handlungssicherheit. METHODEN: Als Grundlage der zu messenden Kompetenzbereiche diente, vor dem Hintergrund auch die spezifischen Kompetenzen Lernender aus primärqualifizierten Pflegestudiengängen zu berücksichtigen, die „Qualifikationsziele akademisch ausgebildeter Pflegefachkräfte“, welche die pflegerischen Modellstudiengänge in Nordrhein Westfalen 2014 konsentiert haben. Aus diesen Qualifikationszielen wurden die im Instrument zu berücksichtigenden Kompetenzbereiche abstrahiert. Anschließend wurden 59 Items mit Situationscharakter operationalisiert, für jeden Kompetenzbereich mindestens 5. Das Antwortformat ist 4-stufig, von „unsicher“ bis „sehr sicher“. In einer Querschnittserhebung wurde der Fragebogen von N=199 Studierenden aller Semester eines primärqualifizierenden Pflegestudiengangs sowie von N=157 Auszubildenden aller Ausbildungsjahre von zwei Berufsfachschulen beantwortet. Separat für die Items jedes Kompetenzbereichs wurden Rasch Rating-Scale Modelle mit der Software RUMM2030 angepasst, wobei Items mit unzureichendem Fit bei Bedarf gestrichen wurden. Das Rating Scale Modell von Andrich stellt einen restriktiveren Spezialfall des ordinalen Partial Credit Modells dar, bei dem die Locations der Schwellenwerte über alle Items identisch sind. Es eignet sich daher in besonderer Weise für Skalen, deren Items ein durchgehendes Antwortformat aufweisen. ERGEBNISSE: Für die Passung der Rating-Scale-Raschmodelle wurden folgende Kriterien angelegt: 1) hierarchisch geordnete Schwellenwerte der Items, 2) globaler chi2 Modelltest mit p>0.05, 3) Fit Residuen jedes Items zwischen -2.5 und +2.5 und 4) chi2 Test der einzelnen Items mit p>0.05 (Bonferroni- korrigiert). Gemäß dieser Kriterien konnte für die Items der Kompetenzbereiche Kommunizieren, Beraten, Schulen und Anleiten im multiprofessionellen Team und Ethisch begründet handeln/ Advocacy kein Rasch Rating Scale Modell angepasst werden. Für die sechs Kompetenzbereiche „Hands-on“- Pflege (5 Items), Beraten von Patienten und Angehörigen (4 Items), Prozesse steuern und evaluieren (6 Items), Qualitätsverantwortung übernehmen (3 Items), Patientenzentriert handeln/ hermeneutisches Fallverstehen (6 Items)und Wissenschaftsbasiert handeln/ EbN (8 Items) konnten erfolgreich Rasch Rating-Scale-Modelle angepasst werden, die die genannten Kriterien erfüllen. Diese Skalen weisen mit Person Separation Indices (PSI) zwischen 0.59 und 0.69 sowie (für die um Missings bereinigten Fälle) Cronbach’s Alpha zwischen 0.64 und 0.86 akzeptable bis gute Reliabilitätsmaße auf. DISKUSSION UND AUSBLICK: Für die Skalen, für welche Raschmodelle angepasst werden konnten, ist die Bildung von Summenscores zulässig. Für diese Kompetenzbereiche stehen somit konstruktvalide und reliable Selbsteinschätzungsskalen zu Verfügung, welche sowohl für die Lernstandbeurteilung wie auch für die Evaluation von Studien- und Ausbildungsgängen sinnvoll eingesetzt werden können. In der Zukunft sollten Validierungen dieser Skalen sowohl an weiteren Stichproben von Studierenden und Auszubildenden erfolgen, zudem sollte die Stabilität der Skalen bei erfahrenen Pflegekräften und ggf. auch in der Altenpflege gemessen werden. AU - Grebe, Christian AU - Herde, Katharina AU - Latteck, Änne-Dörte AU - Mertin, Matthias AU - Rumpel, Andrea ID - 1347 TI - Entwicklung eines standardisierten Instruments zur Messung der subjektiven Handlungssicherheit von Studierenden und Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege ER -