10.02.2020

Wie begegnen türkeistämmige Familien einer chronischen Krankheit?

Bewältigung chronischer Krankheit im Migrationskontext - Eine Studie zu türkeistämmigen muslimischen Schlaganfallpatienten.

Im Rahmen ihrer Promotion zum Thema "Bewältigung chronischer Krankheit im Migrationskontext" hat Dr. Havva Mazı eine Studie zu türkeistämmigen muslimischen Schlaganfallpatienten durchgeführt. Die Betreung der erfolgreich abgeschlossenen Promotion erfolgte durch Prof. Dr. Hartmut Remmers (Universität Osnabrück) als Erstbetreuer und Prof. Dr. Katja Makowsky (FH Bielefeld) als Zweitgutachterin. Veröffentlicht wurde die Promotionsschrift jetzt im Universitätsverlag Osnabrück bei V&R unipress.

Türkeistämmige Muslime machen den größten Anteil an Migranten innerhalb der Bevölkerung in Deutschland aus. Durch die Alterung dieser Bevölkerungsgruppe gewinnen die Themen chronische Krankheit und deren Bewältigung auch für sie zunehmend an Bedeutung. Ähnlich wie bei einheimischen Familien dringen die Auswirkungen einer chronischen Krankheit auch bei Migrantenfamilien in alle Ebenen und Bereiche des Lebens ein. Doch welche Ressourcen stehen diesen Familien bei der Bewältigung der Krankheit zur Verfügung? Wovon hängt der Einsatz dieser Ressourcen ab? Die Autorin analysiert die leitende Logik der Ressourcenauswahl bei türkeistämmigen muslimischen Familien und deren Sinn in Bezug auf ihre Familienstruktur. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigen, dass unterschiedliche Motive für die Handlungen der Familien festzustellen sind, die nicht nur aus kulturellen, religiösen und migrationsspezifischen Faktoren resultieren und sich auch nicht durch den Informationsstand seitens der Familien erklären lassen. Vielmehr verfolgen die entwickelten Strategien zur Bewältigung chronischer Krankheit in diesen Familien ein bestimmtes Muster im Einklang mit der Struktur der jeweiligen Familie. Daraus resultiert die Notwendigkeit für die Versorgung und Beratung, eine Arbeitsweise zu entwickeln, die der Vielfalt und Einzigartigkeit jedes Individuums aus der Migrantenbevölkerung gerecht werden kann. Eine optimale Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund braucht kein spezielles Versorgungsmodell, sondern eine professionelle Vorgehensweise, die eine gelungene Beziehungsarbeit und einen Vertrauensaufbau ermöglicht. Diese setzt vor allem die Anerkennung von Menschen aus der Migrantenbevölkerung als handelnde Subjekte voraus.

Dr. Havva Mazı ist Gesundheitspädagogin und Lehrerin für Pflegeberufe (TR), Krankenschwester und Gesundheitswissenschaftlerin (MPH). Sie arbeitet aktuell an der FH Bielefeld als wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt "Unterstützung des Selbstmanagements pflegender Kinder am Beispiel von Familien mit Suchterkrankungen (förges 2)" unter der Leitung von Prof. Dr. Katja Makowsky im Rahmen des Forschungsverbunds "Nutzerorientierte Versorgung: Förderung der Gesundheitskompetenz und des Selbstmanagements bei chronischer Krankheit und Pflegebedürftigkeit (förges)".