Erfahrungsberichte von Studierenden mit Studienzweifeln

2018-05-29_Ausschnitt web_StUdieNzweifler

Alex, 22 Jahre, Studium Ingenieurinformatik | Ausbildung im Handwerk

Ich war Student an der HSBI im Bachelorstudiengang Ingenieurinformatik. Schon bald nach dem Studienstart musste ich leider feststellen, dass das Fach mir zu theoretisch war. Auch konnte ich mir einfach nicht vorstellen, später in diesem Bereich tätig zu werden. Somit war es für mich eine riesige Erleichterung, mir einzugestehen, dass das Studium nichts für mich ist. Doch wie nun weiter?

Es hat mir recht viel Mut gekostet, dieses vermeintliche Scheitern meinen Freunden und meiner Familie gegenüber einzugestehen. Ich dachte, dass besonders meine Familie meine Entscheidung nicht akzeptieren könne und mir mit viel Unverständnis begegnen würde. Ich hatte zudem die Vorstellung, wenn man etwas angefangen hat, müsse man das auch beenden. Tatsächlich aber unterstützte mich meine Familie ohne zu zögern oder mir Vorwürfe zu machen. Sie bestärkten mich stattdessen darin, mir etwas zu suchen, was mir wirklich Spaß macht. Heute bin ich in einer Ausbildung im Handwerk und kann sagen, dass das der richtige Ort für mich ist.

Jürgen, 39 Jahre, Ausbildung im Handwerk/Studium Maschinenbau | Studium Soziale Arbeit

In der Vergangenheit habe ich eine Ausbildung im Handwerk gemacht. Aufgrund von körperlichen Einschränkungen musste ich diese jedoch aufgeben, was ich damals recht bedauerte. Nach einer kurzen Auszeit begann ich dann ein Studium im Maschinenbau. Diese Entscheidung traf ich, da ich mit dieser Studienwahl sehr gut an meinen Ausbildungsberuf anknüpfen konnte. Leider gefiel mir auch das Studium nicht und ich merkte im Weiteren, dass sich meine beruflichen Interessen verschoben hatten. Aus diesem Grund wechselte ich erneut und entschied mich für etwas ganz anderes, nämlich für ein Studium im Bereich Sozialwesen. Und hier fühle ich mich jetzt wohl und habe endlich das Gefühl, angekommen zu sein. Mein erlerntes Wissen und meine erworbenen Fähigkeiten kann ich nun optimal für die Unterstützung von Hilfsbedürftigen nutzen und anwenden.

Omar, 24 Jahre, Studium Maschinenbau | Ausbildung zum Friseur

Ich bin der Erste aus meiner Familie, der studierte. Dass ich ein Studium aufnehme, war der große Wunsch meiner Eltern. Und so schrieb ich mich vor einigen Semestern für den Bachelorstudiengang Maschinenbau ein. Man muss sagen, dass das Studium sehr anspruchsvoll ist und es somit meinen ganzen Einsatz forderte. Am Anfang konnte ich mich noch gut motivieren, etwas für das Studium zu machen. Dann kamen aber immer mehr Zweifel auf, weil ich wusste, dass ich nicht in diesem Bereich arbeiten möchte. Also begab ich mich auf die Suche nach etwas anderem.

Mein Vater hatte früher einen Friseursalon und ich erinnerte mich, dass ich mich schon als Kind immer gern dort aufgehalten hatte. Nach vielen inneren Konflikten und auch Auseinandersetzungen mit meiner Familie, habe ich dann die Entscheidung getroffen: Ich mache eine Ausbildung zum Friseur. Heute kann ich sagen: Die Arbeit macht mich sehr glücklich und meine berufliche Veränderung war genau richtig. In der Zukunft plane ich mich selbstständig machen und noch mehr Verantwortung zu übernehmen.

Natalie, 19 Jahre, Studium Mechatronik | Lernschwierigkeiten

Ich war voller Vorfreude auf mein Studium der Mechatronik. So war ich in der ersten Studienzeit hochmotiviert und die Inhalte erschienen mir alle sehr interessant. Dann kam aber eine Phase, in der ich mit dem Lernen leider nicht mehr mitkam, so dass mir der Überblick über den zu lernenden Unterrichtsstoff irgendwann fehlte. Auch hatte ich das Gefühl, mein Traumstudium nicht schaffen zu können. In der Schule musste ich nie viel lernen, so dass ich nur wenig Erfahrung mit dem selbständigen Aneignen von Unterrichtsinhalten hatte. Um nun aus dieser Sackgasse herauszukommen, suchte ich die Zentrale Studienberatung in der Hochschule auf. Nach nur zwei Beratungsgesprächen stellte ich fest, dass ich das Studium, trotz aller Zweifel, auf jeden Fall beenden möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir gemeinsam eine passende Lernstrategie entwickelt und einen motivierenden Lernplan aufgestellt. Das Resultat: Jetzt habe ich zwar viel zu tun, aber das Studium macht mir wieder Spaß. Ich bin nun sehr zuversichtlich, dass ich mein Studium schaffen werde und später als gut ausgebildete Mechatronikerin einen Job finden werde.

Mika, 23 Jahre, Studium Soziale Arbeit | Ausbildung zum Altenpfleger

Im Studium der Sozialen Arbeit bin ich irgendwie nie richtig angekommen, obwohl Lehrende und meine Mitstudierenden alle sehr nett waren. Ich musste mir also eine neue berufliche Perspektive suchen. Da ich schon immer gern mit älteren Menschen zusammen war, entschloss ich mich, ein Praktikum in einem Altenheim zu machen. Dabei stellte ich fest, dass ich mich an diesem Ort mit den Bewohner*innen und auch mit den Kolleg*innen sofort sehr wohl gefühlt habe. Es war wie ein Ankommen in meinem Beruf. Im Anschluss an das Praktikum, habe ich mich dann über Ausbildungswege informiert und mit Freunden sowie meiner Familie gesprochen. Nach eingehender Überlegung kam ich zu dem Schluss: Ich möchte Altenpfleger werden. Zum Glück bekam ich dann  relativ schnell auch einen Ausbildungsplatz.

Nach einigen Jahren als Azubi kann ich sagen: Der Alltag ist zeitweise anstrengend, aber ich gehe sehr gerne zur Arbeit. Ich empfinde mein Tun als sehr sinnvoll und wichtig. In schwierigen Situationen bin ich nie allein, denn meine Kolleg*innen unterstützen mich immer. Nach meiner Ausbildung möchte ich zunächst Berufserfahrung sammeln. Und langfristig kann ich mir vorstellen, im Bereich Gesundheit und Pflege ein Studium zu absolvieren. Das hätte den Vorteil, ich würde zum einen weiteres Wissen aufbauen und zum anderen könnte ich später selbst Auszubildende anleiten.

Bernd, 22 Jahre, Studium Betriebswirtschaftslehre | Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann

Ich habe drei Semester Betriebswirtschaftslehre studiert. Im Studium habe ich, trotz Workshops zum Thema Zeitmanagement und vielen Versuchen mich zu motivieren, immer zu spät mit dem Lernen angefangen oder mich gar nicht erst für Prüfungen angemeldet. Die Studienrichtung interessierte mich nach wie vor, aber das Format Studium passte einfach nicht zu mir. Immer habe ich mich nach mehr Praxisbezug gesehnt. Also musste ich etwas ändern.

Lange habe ich alle Pro und Contras hinsichtlich der Fortsetzung des Studiums abgewogen und kam zu dem Schluss: Ich breche das Studium ab. Mein Vater brachte mich dann irgendwann auf die Idee, einmal über eine Berufsausbildung nachzudenken. Das war die rettende Idee.

Heute bin ich in der Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und ich komme gut klar. Es war definitiv die richtige Entscheidung und wer weiß, vielleicht werde ich noch einmal berufsbegleitend studieren.

Thea, 19 Jahre, BWL | Studium Psychologie

Seit ein paar Semestern studiere ich BWL und bin mit dem Studium ganz unglücklich. Grundsätzlich denke ich, dass betriebswirtschaftliche Kenntnisse immer hilfreich sind, jedoch komme ich mit den Studierenden nicht zurecht. Deswegen nahm ich mir im letzten Semester die Zeit und schnupperte in einige Veranstaltungen im Sozialwesen rein. Dabei merkte ich, dass ich das Studium sehr spannend und die Kommilitonen sehr angenehm fand. Zusätzlich ging ich auch in einige Vorlesungen des Studiengangs Psychologie an der Uni. Und da mir die Studieninhalte dort sehr gefielen, habe ich mich nach einiger Überlegung für diesen Studiengang beworben. Ich hatte Glück und auch den richtigen Abidurchschnitt. Im kommenden Semester werde ich nun Studentin der Psychologie an der Uni Bielefeld sein und freue mich schon riesig auf dieses Studium.

Jona, 21 Jahre, Wirtschaftspsychologie | Ausbildung im Handwerk

Ich studiere zurzeit noch Wirtschaftspsychologie. Da mein Abitur sehr gut war und meine Eltern und Geschwister studiert haben, war eigentlich immer klar, dass ich auch diesen Weg einschlage. Nun merke ich im 3. Semester, dass mich zwar für gewisse Inhalte und Schwerpunkte im Studium interessiere, ich jedoch auch großes Interesse an handwerklichen Tätigkeiten habe. Um diesem Interesse und auch meiner Neugier nachzugehen, entschied ich mich, in den Semesterferien zunächst ein Praktikum im handwerklichen Bereich zu absolvieren. Und sollte mir die Tätigkeit Spaß machen, wollte ich mich über mögliche Ausbildungsberufe informieren. Damit ich aber nun zwischen diesen Optionen eine gute und tragbare Entscheidung treffen kann, plane ich in naher Zukunft die Studienberatung an der Hochschule aufzusuchen. Dort möchte ich meine Gedanken, Überlegungen und möglichen Handlungsschritte besprechen. Denn einen Wechsel vom Studium in eine Ausbildung möchte ich nicht leichtfertig tun, sondern gut durchdacht haben.