28.03.2012

„Wir können viel von den Schweden lernen“

Plakatausstellung über Halmstad-Exkursion des Fachbereichs Sozialwesen.

Bielefeld (fhb). Wenn die Studierenden des Studiengangs "Pädagogik der Kindheit" über das schwedische Bildungssystem reden, fallen Begriffe wie innovativ, vorbildlich oder traumhaft. Grund für diese Meinung sind aber meistens nicht eigene Erfahrungen, sondern lediglich Berichte aus Vorlesungen, Fachbüchern und Medien. Um zu überprüfen, ob die Schwärmerei für die frühkindliche Erziehung Schwedens gerechtfertigt ist, reisten Ende November des vergangenen Jahres 22 Studierende zusammen mit Martina Ritzenhoff, die am Fachbereich Sozialwesen Fachlehrer vertritt und die Betriebskita EffHa leitet, nach Halmstad. Ihre Eindrücke während der dreitägigen Exkursion dokumentieren sie jetzt in einer Plakatausstellung.

Die Studierenden besuchten Kindergärten (Förskola), Grundschulen (Grundskola), Naturschulen (Nature Skola) und die Universität Halmstad. Durch Beobachtungen und Gespräche gewannen sie einen Eindruck von der praktischen Arbeit der Pädagogen. Dabei wurde deutlich, dass es nicht nur darum geht, Wissen zu vermitteln. Die Kinder werden vielmehr animiert, zu forschen und spielerisch zu lernen. "Die Kitas und Schulen sind personell nicht besser besetzt als wir, und auch die Gruppen sind nicht kleiner als bei uns, aber die Beziehung zwischen Pädagoge und Kind ist eine andere. Die Kinder werden mehr geschätzt, sie dürfen stärker am Geschehen teilhaben. Da können wir noch viel von den Schweden lernen", sagt Martina Ritzenhoff. So sei vor dem Übergang von der Kita in die Grundschule in Deutschland ein Gespräch mit den Eltern typisch, während in Schweden mit dem Kind selbst gesprochen wird. "Den Kleinen wird damit ein Raum geboten. Sie können berichten, wer sie sind und was sie gelernt haben."

Für Erstaunen sorgte der Besuch an der Universität Halmstad. Denn dort ist das dreieinhalb jährige Studium der Kindheitspädagogik eng verknüpft mit dem Lehramtsstudium für Grundschulen. "Auch im Kindergarten gibt es Lehrer und keine Erzieher", steht auf einem Plakat in der Ausstellung. Im Gespräch mit Studierenden sowie Dozentinnen und Dozenten wurden die Unterschiede der Bildungssysteme und der akademischen Ausbildung diskutiert.

Die Kontakte zu den pädagogischen Einrichtungen und zur Universität Halmstad will der Fachbereich pflegen. Ein Gegenbesuch schwedischer Studierender in Bielefeld ist geplant. Im Sommersemester 2012 werden sich zudem Studierende der Pädagogik der Kindheit im Rahmen ihres Praxisprojektes mit Aspekten des schwedischen Bildungssystems auseinandersetzen. Sie erhalten die Möglichkeit, ihr Praktikum in einer der besuchten Kitas oder Grundschulen zu absolvieren. Die Plakatausstellung ist im April im Fachbereich Sozialwesen (Kurt-Schumacher-Straße 6, Gebäude C, 1. Etage im Foyer) zu sehen.