25.03.2011

ERASMUS IP – "Streets of Amsterdam 2011" Bericht vom 2. Internationalen Workshop an der niederländischen Hogeschool

ERASMUS IP - "Streets  of  Amsterdam 2011" Bericht vom 2. Internationalen Workshop an der niederländischen Hogeschool  

10 Mindener Architekturstudenten vertiefen die Internationale Kooperation der FH Bielefeld

Abb. 1


Nach dem erfolgreichen Workshop der multinationalen IP- Hochschulkooperation des letzten Jahres in Istanbul konnte eine Mindener Studentengruppe zusammen mit ihren Architekturdozenten jüngst zu einer Neuauflage nach Amsterdam reisen.  A comparative study of traditional an modernist approaches to the concept of the street as the characteristic of urban life, so lautet das Thema einer auf drei Jahre befristeten Projektarbeit zwischen der türkischen Mimar Sinan Fine Arts University , der Hogeschool van Amsterdam und der University of Applied Sciences Bielefeld/Minden. Ermöglicht durch die EU-Bildungsinitiative ERASMUS mittels sogenannter Intensivprogramme (IP) für Hochschulen. Durch sie soll, neben dem Erwerb fachlicher und interkultureller Kompetenz, sowohl bei Studierenden als auch Dozenten das Interesse für einen längeren Auslandsaufenthalt an einer der beteiligten Partnerhochschulen erhöht werden.

The street as the characteristic of urban life: Ging es letztjährig um die Untersuchung der Straße im Kontext der historischen Stadt, war diesmal das Amsterdamer Innenstadtquartier Kattenburg als Fallbeispiel einer 'modernen' Stadt zur Bearbeitung ausgewählt worden. Wie sich herausstellte, eine gute weil ergiebige Aufgabe für die insgesamt beteiligten 40 Studenten, die in acht Arbeitsgruppen erneut zwei volle Wochen Bearbeitungszeit für Analyse und Entwurf in Anspruch nehmen konnten.

Amsterdam.  "Eine Stadt vieler Zeiten und eine Stadt in der Zeit. Eine Stadt, die es zweimal gibt, sichtbar und unsichtbar, aus Stein, und Holz und Wasser und Glas und außerdem noch aus etwas, das sich mit Worten nicht benennen läßt", so beschreibt der Schriftsteller Cees Nootebom seinen Heimatort an der Flussmündung  der Amstel zur Zuiderzee, dem heutige IJsselmeer. Es war um das Jahr 1270, als Fischer und Schiffer gegen das Flutwasser der Nordsee einen beschleusten Damm quer zur Amstel zogen und den Namen Amstelledamme begründeten.

Mit Gewährung der Zollfreiheit und bald darauf, zu Anfang des 14. Jahrhunderts, der Verleihung der Stadtrechte wurde der Grundstein für die rasante Entwicklung Amsterdams als Handelsknotenpunkt gelegt. Ihr Gouden Eeuw (goldenes Zeitalter) erlebte die Stadt im 17. Jahrhundert, in dessen erster Hälfte sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelte. Schlechtere Zeiten folgten, selbst die Ernennung zur Hauptstadt zu Anfang des 19. Jahrhunderts konnte nicht verhindern, dass Amsterdam auch in den folgenden Dekaden zusehends degenerierte und zu einer verarmten Stadt abzusinken drohte. Erst mit der Realisierung des Noordzeekanaals 1876, der die Verbindung zur Nordsee und damit zum Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten eröffnete, wurde Amsterdam erneut Zentrum des wissenschaftlich-kulturellen und wirtschaftlichen Lebens, um nach dem Zweiten Weltkrieg ökonomisch allmählich von Rotterdam überflügelt zu werden.

Das Zentrum der Stadt mit einer hohen Einwohnerdichte von annähernd 3.500 EW/qm (vergl. Hamburg: ca. 2.200 EW/qm) zählt heute 0,75 Mio., dessen Großraum weitere 2,5 Mio. Einwohner. Dies ist zum Verständnis des diesjährigen Workshop-Themas wichtig, das zur Erarbeitung von beispielhaften   Entwicklungsoptionen für eine 40-jährige Zeilenbau-Siedlung südlich des markanten Bahndamms im Innenstadtbereich Amsterdams aufforderte. Die studentischen Analysen der ersten Bearbeitungswoche förderten die Kernschwächen Kattenburgs deutlich zutage: Überalterte und abnehmende Zahl von Einwohnern, unstrukturierte interne Durchlässigkeit und mangelnde externe Vernetzung zu angrenzenden Stadtquartieren, nicht angenommene weil disproportionierte öffentliche Räume, Nutzungbarrieren in den Basisgeschossen zum angrenzenden Außenraum, mangelnde Zugänglichkeit zu umgebenden Binnengewässerflächen, daneben energetisch wie bautechnisch ohnehin rückständig. Was tun?

Die Lösungsansätze der acht Bearbeitungsgruppen waren ganz unterschiedlicher Natur, von behutsamer Neugliederung bis hin zu dem Quartier radikal implantierten baulichen Großformen. Gemeinsam aber war allen Entwürfen der Versuch, durch Verdichtung der baulichen Ausnutzung der aufgeschütteten Halbinsel zu urbaneren Wohn- und Lebensformen, zugleich der Straße als klar definiertem, öffentlichem Raum zu neuer Bedeutung zu verhelfen. Nach übereinstimmender Auffassung der betreuenden Hochschullehrer - insgesamt auf qualitativ beachtlichem Niveau.

Das Begleitprogramm des Workshops sah in der Regel, über die zwei Wochen verteilt, morgendliche Lectures von Professoren der drei beteiligten Hochschulen sowie weiteren Fachleuten, ferner Stadtexkursionen oder Seminargruppenarbeit vor. Am Nachmittag arbeiteten die Studententeams an ihren Analysen und Entwürfen, die zum Tagesabschluss dann mit den betreuenden Dozenten diskutiert werden konnten. Aufgrund der gemischt kooperierenden Nationalitäten in englischer Sprache, durchaus eine Herausforderung, wenn, wie unter (angehenden) Architekten üblich, um die tragfähigsten Ideen, Konzepte und Strategien eifrig gerungen wird.

Die - wie 2010 in Istanbul - wiederum gute Organisation des Workshops und freundliche Aufnahme der Gäste in Amsterdam (neben der Unterbringung und Teilverpflegung wurden allen Beteiligten etwa die obligatorischen Fietzen in Form von Leihfahrrädern zur Verfügung gestellt) mag der Fachhochschule Bielefeld als positive Herausforderung  dienen: Im kommenden Jahr sind die Amsterdamer und Istanbuler Hochschulen zwei Wochen zu Arbeitsbesuch in Deutschland. Es sollte gleichermaßen Freude wie Verpflichtung sein, sie mit der gleichen Gastfreundschaft bei uns aufzunehmen.

Abb. 2-5 Arbeitsschritte


Abb. 2


Von der Ortsbesichtigung und Analyse …

Abb. 3


über das Konzept …

Abb. 4


und den Entwurf …

Abb. 5


bis zur öffentlichen Schlusspräsentation

Projektbeteiligte waren:
- Lehrkörper:
Prof. Andreas Uffelmann, Prof. Bernd Niebuhr, Prof'in Gesche Grabenhorst (zeitw.), Prof. (Hon.) Claus Pruin (zeitw.), Wiss.MA Lars Becker, Wiss.MA Elmar Kuhlmann

- Architekturstudent/inn/en:
Tina Volquardsen, Lea Erdmann, Carla Copei, Isabell Brand, Tim Soletzki, Filiz Cicek, Aljoscha Hölscher, Seda Teker, Tim Tiemann, Oliver Borschert